Pilzsachverständige im Naturpark Thüringer Wald retten Leben
Herbstzeit ist auch Erntezeit im Naturpark Thüringer Wald. Zu einem besonderen Hobby ist das Sammeln von Speisepilzen in den heimischen Wäldern und Fluren geworden. Einige Freizeitmykologen und Pilzfreunde haben bereits in den letzten Wochen die Erfahrung sammeln müssen, dass nach einer üppigen Pilzmalzeit sich ein gewisses Unwohlsein mit Übelkeit, Erbrechen oder schlimmere Symptome einstellen und der hoffnungsvolle Gang in die Notaufnahme oder zum Hausarzt erforderlich wurde. Im Landkreis Hildburghausen gibt es nur noch sehr wenige geprüfte Pilzsachverständige, die bereit sind, ihr Fachwissen zu teilen und ehrenamtlich beratend Tätig zu sein. Zu ihnen gehören Peter Hofmann aus Eisfeld und Mario Wolf aus Römhild. Peter Hofmann begeht in diesem Jahr das 50jährige Jubiläum des Pilzsachverständigen. Zur Südthüringer Pilzausstellung am Samstag, 5. und Sonntag, 6. Oktober 2024 wird jeweils von 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr die Aula der Otto-Ludwig-Regelschule Eisfeld zum „Grünen Klassenzimmer“. Am Samstag, 5. Oktober wird es ab 13.00 Uhr eine geführte Pilzwanderung geben. Treffpunkt ist der Bahnhofsvorplatz von Eisfeld. Pilzsachverständige klären über Schutzbestimmungen, ökologische Zusammenhänge und einzelne Pilzarten auf. Sie beraten Freizeitmykologen, Pilzfreunde und Ärzte in Kliniken und Praxen in Fragen der Giftigkeit oder Essbarkeit von Pilzarten, analysieren verzehrte Pilzmahlzeiten oder organisieren und leitet Pilzlehrwanderungen und naturkundliche Ausstellungen. Im Landkreis Hildburghausen soll es zur Tätigkeit der Pilzsachverständigen mit dem Landrat ein Gespräch geben.
Das „Grüne Abitur“ als Pilzsachverständiger ablegen
Trotzdem stellen sich die Pilzfreunde die Frage, wo kann man zukünftig seine Fachkenntnisse erwerben oder erweitern? Wo und wann auffrischen? Wo finden theoretische und praktische Schulungen statt? Wer zeigt einem in der Praxis was, wann, wo und warum wächst? Wo und wie kann ich meine Pilzbestimmung überprüfen lassen? Zahlreiche Fragen und doch eine klare Antwort. Gute, erfahrene “Pilzlehrer” gar kann man bereits an einer Hand abzählen.
Die Thüringer Arbeitsgemeinschaft Mykologie e.V. hat eine Zulassungsordnung für Pilzsachverständige erlassen. Diese Ordnung regelt die Tätigkeit, Zulassung, Prüfung und Weiterbildung von Pilzsachverständigen (Pilzberater) in Thüringen. Durch die Prüfung wird die Eignung eines Pilzkenners und Kandidaten für die Ausbildung als Pilzsachverständiger festgestellt. Nach bestandener Prüfung erhält der Pilzsachverständige als Nachweis der Zulassung einen Ausweis. Voraussetzungen für die Zulassung als Pilzsachverständiger sind:
Bestehen der Pilzsachverständigenprüfung bei der Thüringer Arbeitsgemeinschaft Mykologie e.V. (ThAM).
Nachweis einer aktuellen und bestandenen Prüfung bei einer der ThAM vergleichbaren Organisation.
Tätigkeit als aktiver Pilzsachverständiger bei einer vergleichbaren Organisation mit vergleichbaren Richtlinien für Zulassung, Prüfung und Weiterbildung
Junge Pilzfreunde und Freizeitmykologen gesucht
Gesucht sind Pilzfreunde, die sich intensiver mit dem Thema beschäftigen und im Landkreis als Pilzsachverständiger ehrenamtlich arbeiten möchten. Mit Unterstützung der erfahrenen Pilzsachverständigen, wie Mario Wolf, Peter Hofmann sowie Michael Vogel aus der VG Frankenblick kann sich der Pilzfreund auf die umfangreiche Prüfung vorbereiten. Die Prüfung im „Lernort Natur“ besteht aus einem theoretischen und einem praktischen Teil. Die theoretische Prüfung besteht in der schriftlichen Beantwortung von Fragen. Die Kommission kann im Anschluss ergänzende Fragen stellen. Im praktischen Teil der Prüfung sind vorgelegte Pilze und auf einer kurzen Exkursion gefundene Pilze zu bewerten sowie eine simulierte Pilzberatung erfolgreich durchzuführen. Folgende Anforderungen werden gestellt: sichere Kenntnis von mindestens 150 Pilzarten, sichere Kenntnis aller wichtigen Giftpilze, sicheres Erkennen der Pilzgattungen, die viele oder gefährliche Giftpilze enthalten, sichere Kenntnis der Unterscheidungsmerkmale häufiger Speisepilze und ähnlicher giftiger oder ungenießbarer Pilze, beispielsweise Perlpilz und Grauer Wulstling mit dem Pantherpilz, essbare Champignons mit Knollenblätterpilzen und Giftchampignons, Speisemorcheln mit der Frühjahrslorchel, Graublättriger Schwefelkopf mit bitteren Schwefelköpfen, Hexenröhrlinge mit dem Satanspilz sowie essbare Röhrlinge mit bitteren Arten wie dem Gallenröhrling.
Die Ausbildung zum Pilzsachverständigen umfasst auch Verhalten bei Pilzvergiftungen, richtiges Sammeln, Lagern und Verarbeiten von Pilzen, Naturschutz, besonders geschützte Arten, Grundwissen über die ökologische Bedeutung von Großpilzen.
Interessenten sind eingeladen, sich zu den Öffnungszeiten der 21. Südthüringer Pilzausstellung am 5. und 6. Oktober in Eisfeld zu informieren. Zahlreiche ehrenamtliche Helfer, Freunde und Mitglieder der Thüringer Arbeitsgemeinschaft Mykologie e.V. und des Verbands Naturpark Thüringer Wald e.V. unterstützen diese Veranstaltung.
Weitere Informationen:
Das Giftinformationszentrum der Länder Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen (GGIZ) in 99089 Erfurt, Nordhäuser Str. 74, Tel.: 0361-730730, E-Mail:
Pilzsachverständiger im Landkreis Hildburghausen Peter Hofmann, Steudacher Weg 41, 98673 Eisfeld, Tel.: 03686-618600
Pilzsachverständiger im Landkreis Hildburghausen Mario Wolf, Dr. Hönn Str. 22, 98630 Römhild, Tel.: 036948-21778, Handy: 0170-7140885
Pilzsachverständiger im Landkreis Sonneberg Michael Vogel, Döhlau 16, 96528 Frankenblick, Tel.: 036766-22999, Handy: 0174-9582530
Eine Liste der Pilzsachverständigen der ThAM e.V. ist unter www.tham-thueringen.de abrufbar.
Text und Foto: Jens Dahlems
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